Ein begehbarer Museumspavillon

29/03/2022

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Museum für Gestaltung

Ort: Zürich, Schweiz
Design: Dino Rossi

Die Videoinstallation «Triggered by Motion» der Universität Zürich bietet einen Einblick in die lokale Artenvielfalt und Umgebung von Wildtieren. Auf zahlreichen Monitoren werden Aufnahmen aus Kamerafallen mit Bewegungsmeldern (so genannte ‘motion triggers’) weltweit gezeigt.
Um die grossen Datenmengen zu analysieren, setzen die Forscher*innen auf Machine Learning und Algorithmen. Die Installation ist bis im Juni 2022 im Museum für Gestaltung Zürich im Rahmen der Ausstellung «Planet Digital» zu sehen, danach geht das Projekt auf eine Reise um den Globus.
Der gesamte Pavillon baut auf die Vielseitigkeit und Stabilität des ARCHISONIC®-Materials. Geplant wurde die aus 1500 kleineren und grösseren Einzelteilen bestehende Struktur dank Computational Design, bei dem zuvor festgelegte Algorithmen und Parameter den Entwurf definieren. Dieser Ansatz ermöglicht die Umsetzung von komplexen Projekten in kurzer Zeit.
Fünf Fragen an Dino Rossi, Designer des Pavillons und bei Impact Acoustic verantwortlich für Computational Design

Welche Vorteile in der Planung hatte der Computational-Design-Ansatz im Vergleich zur traditionellen Herangehensweise?
Der Hauptvorteil bestand sicher darin, dass wir das Design schrittweise entwickeln konnten, ohne die Geometrie jedes Mal umgestalten zu müssen. Dies ermöglichte uns, im Laufe des Entwicklungsprozesses viele Variationen zu erforschen.

Welche Überlegungen gab es bezüglich des Materials und welche in Bezug auf die Form des Pavillons?
Der Ausgangspunkt für die Geometrie war die Positionierung der Bildschirme, innerhalb der abstrahierten Weltkugel. Dazu kam eine allgemeine Vorstellung davon, wie gross der Raum sein sollte und wie er sich anfühlen sollte. Ich denke, wir haben das ARCHISONIC®-Material in Bezug auf seine Spannweite und Statik so weit wie möglich ausgereizt. Schlussendlich besteht das fertige Ergebnis aus über 1500 einzigartigen Elementen.

Wie kam die Auswahl der Farben zustande?
Computergestütztes Design erfordert, dass der Designer die Kontrolle über bestimmte Aspekte seines Entwurfs abgibt, was vielen Designern immer noch fremd ist, mir aber grossen Spass macht. Oft landet man so an einem Punkt, den man zu Beginn seiner Arbeit nie erwartet hätte. In diesem Projekt habe ich diese Idee des «Loslassens» nicht nur auf die Form, sondern auch auf die Farbe ausgedehnt. Die Farbkollektion wurde zu Beginn zwar bewusst gewählt, die einzelne Farben der Elemente wurden aber schliesslich durch eine Kombination aus dem Verschachtelungsalgorithmus und dem Schneidvorgang bestimmt.

Welche Parameter mussten bei der Gestaltung berücksichtigt werden? Gab es einschränkende Faktoren, die den Entwurf erschwerten?
Ursprünglich war eine massive Konstruktion geplant, die dann mit Schieferplatten verkleidet werden sollte, um den Materialverbrauch zu reduzieren. Dies machte die Installation zwar optisch interessanter, aber strukturell schwieriger. Eine weitere Herausforderung, war die Verkabelung für die 21 synchronisierten Bildschirme. Es wurde ein verzweigter Pfad in das Design integriert, der die Verkabelung so weit wie möglich verbergen, aber auch den Zugang für die Installation und Wartung ermöglichen sollte.

Wie können die Erkenntnisse und das Verfahren dieses Projekts auf andere, grössere Projekte übertragen werden? Können mit diesem Ansatz beispielsweise auch Büroräume umgesetzt werden?
Einer der Hauptgründe, warum wir ARCHISONIC® verwenden wollten, war, einen akustischen Kokon für die Betrachter der Installation zu schaffen, damit sie zusätzlich zu den Bildern auch in die Klänge der Videos eintauchen können. Aber die Installation wirkt auch als akustischer Absorber für den gesamten Raum. Diese Formen können also sowohl Raum schaffen als auch die Akustik ihrer Umgebung beeinflussen, eine Win-Win-Situation. Ähnliche Ansätze des computergestützten Designs wenden wir bei Impact Acoustic auch für grössere Projekte wie akustische Baffeln an, wenn auch unter anderen Voraussetzungen.

Computational Design

Wir zeichnen nicht, sondern programmieren Ihre einzigartigen Ideen, und zwar durch eine Kombination aus fundiertem Fachwissen auf dem Gebiet des computergestützten Designs, der digitalen Fertigung und tiefgreifendes Verständnis unseres Materials.